"Für einige ist Patrick kein unbekannter in unserem Team. Als einer der Laufverrücktesten der weit mehr als 60 Ultras- sowie 120 Marathons hinter sich hat, gibt auch Patrick euch einen kleinen Einblick über seine verrücktesten Momente im aktuelle Laufjahr :-)"
Zu Jahresbeginn sah noch alles ganz gut aus. Im Januar und Februar kam ich sogar richtig gut aus den Pushen. Der Binnenalster Ultra am Neujahrstag in Hamburg, 50 Kilometer zum Reinkommen. Kurz danach ein super Lauf über 63 Kilometer beim Grüngürtel Ultra in Köln. Weiter ging es zur Brocken Challenge Reverse, die für mich unfassbar gut lief, trotz viel weichem Schnee und zum Teil echt schwierig zu laufenden Stücken, war ich mit meiner Zeit und dem ganzen Lauf super zufrieden! Voll motiviert ging es weiter nach Heidelberg zum HaWei50, hier ging es auf einer 5 Kilometer Runde 10x um den Weiher, sodass ich nach 4:35h im Ziel angekommen war. „Klingt alles super und ging noch etwas so weiter, bis im April der erste Tiefschlag folgte.“
Beim Grünen Ring 200, also 2x rund um meine Lieblingsstadt Hamburg wollte ich das erste Mal 200 Kilometer laufen. Mit den ganzen Erfolgserlebnissen im Rücken und der Tatsache, dass ich zuvor schon 3x die einfache Strecke von 100 Kilometer um Hamburg geschafft hatte, ging ich an den Start. Nach 80 Kilometer war Schluss… Irgendwas in der Leiste tat weh, ich konnte mein rechtes Bein nicht mehr anheben und stieg aus. Einen Tag später war wieder alles okay und die Schmerzen weg...
Danach ging es den Rest des Jahres so weiter, ein auf und ab, mit vielen guten und tollen Läufen, mal kurz mal lang. Aber es folgten auch noch drei weitere DNFs. Auf einmal bekam ich Magenproblemen bei Läufen über 5 Stunden, es ging nichts mehr rein, nur noch raus. Auch nicht gerade prickelnd...
Klingt bis hier her auch ja ganz klassisch nach zu viel, zu viel von allem. Doch ich würd eher sagen es war der Wurm drin. Denn so viele Kilometer bin ich seit Jahren gewohnt. Ich achte stets drauf wie es mir geht, fühle in den Körper, höre drauf was er sagt und wie es mir gerade geht. Doch dieses Jahr wurde daraus kein roter Faden mehr.
Zu vielen Events war ich bereits gemeldet und wollte sie nicht ausfallen lassen, bei anderen fühlte ich mich fit, super und bin Sie entsprechend angegangen. Doch jetzt im November 2022, während ich das hier schreibe, merke ich wie chaotisch und deprimierend doch einige Wochen waren. Auch privat. Man braucht bei den Ultras ja nicht immer nur einen fitten Körper, sondern muss auch mental auf der Höhe sein - doch das war ich in diesem Jahr einfach nicht!
Der Höhepunkt dieses verrückten Jahres war dann noch mein Bänderriss im rechten Sprunggelenk Anfang September. Ich war gerade wieder total fit, hatte einen guten Zugspitz Ultratrail hinter mir, war im August ein paar Tage in Chamonix und wollte dann beim Mayrhofen Ultraks die 70 Kilometer laufen, doch 3 Tage vor dem Rennen knicke ich um und zack, Bänder kaputt. 4 Wochen solch extreme schmerzen, dass auftreten kaum möglich war. Also ein weiterer Rückschlag in diesem crazy Jahr.
Doch alles ist immer für irgendetwas gut. Und so sehe ich dieses Jahr auch. Ein bisschen was soll sich verändern. Ich möchte ein bisschen mehr auf meine Ernährung und das Training achten. Eine Sache, die ich eigentlich nie so beachte, denn eigentlich laufe ich lieber einfach los und genieße den Lauf, als irgendwelche Einheiten nach Plan zu laufen. Aber es scheint ja was dran zu sein, ein bisschen Training, ein bisschen mehr Stabilität, eine etwas klügere Auswahl der Laufevents und alles ein wenig entspannter angehen - sollte doch möglich sein!? Das wäre schon cool. Mit Blick auf die ersten Monate in 2023 wird mir das vermutlich so 50:50 gelingen. Es stehen schon wieder viele Läufe im Kalender, aber dafür nicht immer die ganz langen Dinger. Bis Juli/August wird der längste Lauf nur ein 50 Meiler in Dänemark sein.
„Schön wäre es dann wenn im August die 100 Meilen von Berlin klappen und ich da einfach gut durchkomme.“
Es gestaltet sich also alles ein wenig anders als bei Läufer*innen, die für eine 10er Bestzeit oder die neue Marathon PB trainieren. Ich bin froh wenn ich 2023 wieder viele tolle gemeinsame Laufmomente erleben und teilen kann, unverletzt bleibe und meine 2-3 Highlight-Läufe erfolgreich finishe. Wenn dann noch ein bisschen gezielteres Training und ein wenig Tempo-Verbesserung dazu kommt, umso besser.
Uns allen wünsche ich ein schönes, erlebnisreiches Laufjahr 2023 :)
Liebe Grüße Patrick
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Patrick Jeschak