"Ich bin gestern 10 Kilometer gelaufen, bis zu dem Restaurant da vorne an der Ecke, wisst ihr welches ich meine?" Ich bin überrascht, beinahe erschrocken oder gar - entgeistert über das, was diese Bekannte da erzählte.

Echt jetzt? Das ist ganz schön weit!

In meiner damaligen Vorstellung nicht ansatzweise laufbar oder erstrebenswert.

Warum laufen, wenn du auch ganz gemütlich gehen kannst?

Mein Motto war seit jeher, dass ich Bewegung total klasse finde, aber eben moderat. So, dass sie eben genau NICHT anstrengend ist, sondern einfach nur eine Wohltat.

Mein Sport war seit jeher der Reitsport gewesen. Das soll nun nicht heißen, dass dieser nicht anstrengend ist- aber anders anstrengend würde ich schon sagen. Zumindest steht fest: 10 Kilometer auf dem Pferd fand ich damals schon ambitioniert zu reiten. 10 Kilometer selber zu laufen wäre mir niemals in den Sinn gekommen. Warum auch?

Nun, es ging weiter auf meiner Reise.

Nach dem Abi ließ ich schwerenherzens meine liebsten Pferde bei meiner Mama, die sich weiterhin um sie kümmerte. Ich fing an zu studieren und währenddessen blieb nicht allzu viel Zeit fürs Reiten. Stattdessen ging ich immer viel spazieren. Ich bereitete mir Karteikarten vor, die ich dann auf meinen Spaziergängen auswendig lernte. Das klappte super.

Das ein oder andere Mal wurde ich auch von meinen Studien Kollegen gefragt, ob wir laufen gehen. Meine Begeisterung hielt dich in Grenzen. Na gut, aber wirklich nur ganz langsam. Und das ging. Aber immernoch wäre ich nicht auf die Idee gekommen, selber alleine laufen zu gehen.

Mysterium Laufen

Die Jahre zogen ins Land und das Laufen blieb für mich immer ein Mysterium. Doch eines Tages fragte mich eine meiner liebsten Freundinnen, ob wir nicht vor dem Frühstück gemeinsam eine Runde laufen wollen. Sie war fit wie ein Turnschuh und ich hatte etwas Respekt davor, aber sie versicherte mir, dass wir so langsam machen, wie wir möchten und uns gut tut. Also liefen wir los. Wir liefen in die Morgensonne hinein, es war traumhaft. Die klare Luft einzuatmen und diese Zeit hier draußen in der Natur zu verbringen war ein unglaubliches Geschenk.

Und der große Vorteil? Wir waren draußen und obwohl es schon winterlich kalt war, war uns ganz und gar nicht kalt. Sondern eben genau richtig warm. Das war ein tolles Gefühl, denn ich verliere sonst im Winter schnell die Lust am Draußensein, weil ich so fürchterlich friere! Nun, das Eis war gebrochen.

Meine Freundin war damals gerade hochmotiviert und als sie mich dann einige Wochen später auf Mallorca besuchte, liefen wir ganz gemütlich zusammen morgens eine kleine Runde, immer so um die 5 Kilometer weit. Ihr war das nicht genug, sie traf sich dann zusätzlich mit einem richtigen Trail-Läufer, mit dem sie dann kilometerweit über die Berge rannte. Das war mir nun doch sehr suspekt. Aber das musste ja auch nicht sein. 

Die ersten Male alleine laufen...

Es fing mir an Spaß zu machen und manchmal wurden es auch mal 6 oder gar 7 Kilometer. Dann war ich stolz wie Oskar und fühlte mich den ganzen Tag bärenstark. Wie der Zufall es wollte, lernte ich dann eines Tages bei einem Werbe-Dreh für ein Sporthotel einen Triatlethen kennen. Der war so begeistert von seinem Sport, dass er jeden mitreißen konnte. Mir versicherte er: Wenn du 7 Kilometer laufen kannst, dann kannst du auch 10 Kilometer laufen. Echt jetzt? Am besten solle ich mich zu einem 10 Kilometer Lauf anmelden und einfach mitlaufen, das wird schon werden. Ich überlege es mir. 

Ein paar Wochen später bin ich bei meiner Mutter unterwegs und laufe meine übliche 5 Kilometer Runde. Dann hänge ich noch einen Schlenker dran. Und noch einen. Und auf einmal - habe ich die 10 Kilometer geknackt! Damals noch alles mit dem Handy gemessen, klar- Uhr hatte ich zu dem Zeitpunkt noch keine. Ich war der stolzeste und glücklichste Mensch auf der Erde. Dieses Gefühl trug mich und mir war klar, dass ich unbedingt einen 10 Kilometer Lauf laufen wollte. Dieser fand dann in Madrid statt. Ich lief und es machte wirklich Spaß! Und ich blieb sogar unter einer Stunde, was ich niemals für möglich gehalten hätte. Wahnsinn. Dieses Gefühl da mit der Menge zusammen zu laufen, ins Ziel einzulaufen, bejubelt zu werden und sich gegenseitig zu bejubeln. Ein absolutes Hoch der Gefühle!

Ihr ahnt es vielleicht schon...

Also wenn du 10 Kilometer laufen kannst, dann kannst du auch 21,2 Kilometer laufen. Echt jetzt? Ich fing an, mehr zu laufen und mich zu probieren. Um die 10 - 11 Kilometer waren drin. Aber noch weiter? Ich war unsicher.

Und dann sah ich die Dokumentation über die Ultra-Marathon Läufer, welche am Stück 160 Kilometer laufen. 

"Make friends with pain and yo will never be alone" Also auf deutsch in etwa: "Mache den Schmerz zu deinem Freund und du wirst nie allein sein"

Das war der einleitende Satz. Wie bitte? Das hörte sich irgendwie gut an. Und genau das sollte mein Motto werden.

Echt jetzt?

Fragen sich vielleicht einige... Fortsetzung folgt in der nächsten Folge :)

Lasst es euch gut gehen,

Eure Hanna

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Hanna Kolumne

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