"Mache dir den Schmerz zu deinem Freund und du wirst nie allein sein"

Das war der einleitende Satz und neues Motto zu meiner neuen Lauf-Bahn :-) Denn wie schon in der letzten Kolumne geschrieben, das hörte sich irgendwie gut an. Echt jetzt? Schauen wir mal... die Dokumentation THE WHY| Running 100 Miles - von Billy Yang startet genau mit diesem Satz:

"Make friends with pain and yo will never be alone - Ken Chlouber“

Die Dokumentation begleitet einige Ultra-Marathon Läufer, welche am Stück 160 Kilometer- oder eben 100 Meilen laufen. Und da kam wieder dieser Gedanke in mir auf:

Also wenn diese Läufer 160 Kilometer laufen können, dann muss es doch andere Grenzen geben als meine bisherigen 10-11 Kilometer? Am nächsten Morgen rannte ich los. Langsam und stetig. Wirklich langsam. Ich rannte 17,5 Kilometer. Ohne Gehpausen. Keine Ahnung, wie lange ich gebraucht habe, ich schätze mal: EWIG! Aber das war auch nicht wichtig. Ich konnte es selber kaum glauben, was ich da geleistet hatte. Ich war in einem absoluten Runners-High: ICH BIN 17 KILOMETER GELAUFEN!

Ihr ahnte es, mein nächster Gedanke war also: „Wenn ich heute 17 Kilometer laufen kann, dann kann ich ja quasi schon fast 21,2 Kilometer laufen.“ Oder eben 100 Kilometer! Echt jetzt? Ich fing an, mehr und nooooch mehr zu laufen. Was war drin für mich?

Zeitlich befinden wir uns nun Anfang 2020

Bedeutet auch, dass es nun mit der ganzen Corona-Geschichte losgeht... Zu diesem Zeitpunkt beschließe ich, zurück nach Deutschland zu gehen. Ich packe meine 7 Sachen und bin dann mal weg. Wohin? Erstmal habe ich keine Ahnung. Ich sitze tatsächlich im Flugzeug und überlege hin und her. Die Vorstellung, in Quarantäne gehen zu müssen, macht mich komplett fertig. In einem Haus gefangen zu sein, mich nicht bewegen zu können?!
So beschließe ich, an den abgelegensten Ort zu gehen, der mir zu dem Zeitpunkt bekannt ist. Dort werde ich zumindest im Wald laufen gehen können.

Der Harz!

Mittlerweile laufe ich täglich ungefähr 10 Kilometer. Meistens früh morgens. Die laufe ich ganz gemütlich, schaue weder auf die Uhr, noch interessieren mich meine Zeiten. Ich denke mir immer, wenn ich in einer Stunde ungefähr 10 Kilometer laufe, ist doch super. Manchmal gehe ich nachmittags dann nochmal los, wenn es mich packt.

Meine erste Marathon Distanz

Laufe ich dann am 10.10.2020 von Stauffenburg nach Katlenburg-Lindau und zurück. Ich weiß noch genau, wie mein Onkel mich crewt, er stehe in Katlenburg am Penny Markt mit jeder Menge Verpflegung: Trinken, Müsliriegel, Datteln, Erdnüsse, ... mehr braucht es nicht. Fix geht es weiter. Meine treue Hündin Malouna begleitet mich übrigens tapfer! Eigentlich war es mein Plan, sie bei der Hälfte der Strecke abzugeben, aber sie besteht darauf, bei mir zu bleiben. An meine gelaufene Zeit kann ich mich nicht mal mehr erinnern, ich hatte wahrscheinlich einen 6-er Schnitt, also bin ich irgendwo bei guten 4 Stunden gelandet. Das Wichtige war aber vor allem anzukommen und das bin ich - und WIE glücklich!

Das Gefühl, was mich erfüllte kann wahrscheinlich jeder von euch verstehen, der mal irgendwann selber eine solche Distanz gelaufen ist?

Nun war also die Marathon Distanz geknackt. Und jetzt? Next level?

Die Menschen in meinem Umfeld schüttelten nur noch mit dem Kopf. Wie konnte ich nur so viel laufen? Und so lernte ich dann nach und nach die Extremläufer und Ultra-Trail Lauf Szene kennen... Allesamt ziemlich verrückt wenn ihr mich fragt! Aber mir waren die Jungs und Mädels zu sympathisch. Auf einmal waren da Menschen, die es auch toll fanden, um 4 Uhr morgens aufzustehen um auf irgendwelche Gipfel zu laufen! Toll- ich hatte endlich meine Family gefunden :)

Mein erster Brockenlauf am 21.November 2020

Auch das ein absolutes Highlight für mich. Niemals hätte ich gedacht, dass ICH irgendwann mal auf den Brocken LAUFEN würde. Also laufen von laufen, ohne Gehpausen! Ich war vollkommen geplättet und auch etwas stolz :) Nun hatte ich zudem den besten Lauftrainer der Welt an meiner Seite, viele von euch kennen ihn sicherlich, absolut verrückter und liebenswerter Typ. Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin und ich bin so unglaublich dankbar dafür. Danke Dominik!

In wenigen Worten erklärt? Extremsportler, Ultraläufer, Trail-Läufer, kennt so ziemlich jeden Trail im gesamten Harz (und auch sonst...), Dominik ist schon so ziemlich alle Läufe auf der Welt gelaufen... ob durch die Wüste oder die Berge, ... umso extremer, desto besser. Er ist also ab nun mein Trainingspartner, Coach, Vorbild.

"Du kannst alles schaffen, woran du selber glaubst"

Echt jetzt? So richtig glaubte ich in dem Moment allerdings selber noch nicht, wie weit ich laufen können würde... ;-) Unser Trainingsziel war es, eine Ultradistanz zu laufen. Das schaffte ich tatsächlich noch in 2020. Mit dem besten Support und vor allem der mentalen Unterstützung von Dominik lief ich im Dezember 2020 dann zum ersten Mal weiter als 50 Kilometer. Ich glaube insgesamt waren es 53 km? Er setzte mich im wilden weiten Harz aus und ich lief nach Hause. Auf dem Weg stand er tatsächlich alle paar Kilometer bereit, um mich zu verpflegen, mich zu motivieren und mir die Route zu erklären... "Nicht zu lange anhalten - weiter- super!". Es lief. Und es machte mir so unglaublich viel Spaß! Ich hatte einfach nur Freude. Keine Schmerzen, keine Blasen, keine anderen Schwierigkeiten.

Also von wegen Schmerz ist mein neuer Freund! Es geht wohl auch ohne Schmerzen, zumindest bei entsprechender Vorbereitung und einer gewissen Distanz. Mein Learning daraus? Wenn ihr jemals erwägt, so weit zu laufen, sucht euch jemanden, der Ahnung davon hat. Lasst euch von ihm beraten und nach Möglichkeit auch begleiten, trainieren und coachen... Denn das Meiste beim Laufen passiert verrückterweise wohl tatsächlich im Kopf...

Wenn du diese eine Person hast, die an dich glaubt, dann schaffst du es auch. Im besten Falle lernst du mit der Zeit, selber diese Person zu sein, die an dich glaubt.

Zumindest auch. Am besten sind eh mehrere Personen :-) Aber wenn du selbst an dich glaubst, ist es einfach am praktischsten, denn dich selber hast du immer dabei. So kannst du einfach alles schaffen, an das du glaubst! Super oder? Klasse Trick finde ich und das funktioniert nicht nur im sportlichen Kontext kann ich euch verraten... :) Wer kennt das?

Wenn ihr nun gut aufgepasst habt, fehlen noch ein paar Monate Zeit bis zum Start meiner Zusammenarbeit mit Greif Sport... Ende 2021

Diese führen über meinen ersten offiziellen Marathon Lauf - inklusive erster richtiger Verletzung, ... mehr gibt es dann beim nächsten Mal... Fortsetzung folgt!

Lasst es euch gut gehen,
eure Hanna

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Hanna Kolumne

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