Ich mag Taktik! Taktisch geprägte Fußballspiele, Schach und auch taktisches Laufen begeistern mich. Taktik zeugt vom Nachdenken und die erfolgreiche Umsetzung von Intelligenz. So etwas fasziniert mich. Auch bei einem so einfachen Sport wie dem unseren. Insbesondere wenn der körperlich eigentlich Unterlegene aufgrund einer klugen Taktik erfolgreich ist.

Die Frühjahrs-Marathons stehen bevor. Vermutlich überlegst du, wie du dein Rennen taktisch angehen sollst. Dazu gab es an dieser Stelle schon oft Ausführungen. Wir haben seit Jahren für dich den Marathon-Taktik-Rechner für eine erfolgreiche Strategie auf unserer Seite. Viele Läufer lassen sich vom "Was ich habe, das habe ich!" leiten und gehen ihr Rennen viel zu schnell an. Dazu kommt die Ausschüttung der Katecholamine (Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol) aufgrund der Wettkampfsituation und der Euphorie am Start. Davon kann man sich am Start eines City-Marathons kaum freimachen. Läßt man sich davon leiten und läuft zu schnell an, kann man sich seinen Marathon bereits auf dem ersten Kilometer zerstören.

Die erfolgreichste Strategie, auch bei Spitzenläufen, ist die der schnelleren 2. Hälfte. Unsere Rechner gibt dir dazu die entsprechenden Zwischenzeiten. Auch zum Ausdrucken und Mitnehmen. Voraussetzung ist natürlich ein gutes und diesem Ziel angepasstes Training, z.B. mit Endbeschleunigungen bei den langen Läufen. Den Trainingsplan dafür bekommst du bei uns. Zum anderen bedarf es einer realistischen Selbsteinschätzung. Dafür helfen dir Wettkämpfe über kürzere Distanzen (10 km oder Halbmarathon) im Vorfeld des Marathons. Aus deren Ergebnissen solltest du dir eine realistische Zielzeit ermitteln. Diese gehst du dann mit Hilfe unsere Taktikrechners an.

Der Erfolg bei deinem Marathon bzw. dessen Verlauf sind nur die eine Seite. Unterschätze nicht psychischen Nachwirkungen. Gelingt es dir mit einer schnelleren 2. Hälfte quasi ins Ziel zu fliegen, wirst du in den Wochen nach dem Marathon auf einer Wolke schweben. Das wird dir zusätzliche Kraft für die folgenden Wettkämpfe geben. Das Ergebnis des umgekehrten Falls kannst du dir selbst ausmalen. Wenn du, zu schnell angegangen, einbrichst und dich quälend auf dem Zahnfleisch laufend ins Ziel schleppst.

Selbstverständlich ist die Strategie im Vorfeld nur ein Teil der Taktik. Ich lief in der Regel am Besten wenn ich in einer Gruppe unterwegs war. Da gibt es unterwegs immer etwas zu entscheiden. Laufe ich vorne im Wind oder mache ich es mir hinten in der Gruppe bequem? Wo laufe ich damit mir oder ich niemandem in die Fersen trete? Ist mir die Gruppe zu schnell, lasse ich mich zurückfallen? Ist die Gruppe zu langsam, laufe ich an die vor mir laufende Gruppe heran? Wenn ich mich nach vor verabschiede, wo ist der günstigste Streckenabschnitt (z.B. ohne Gegenwind)? Laufe ich doch lieber allein? Wenn es neben der Zeit noch um Platzierungen geht stellen sich Fragen wie: Wie gestalte ich jetzt den Überholvorgang oder wann starte ich meinen Schlussangriff? Oft schwierig zu entscheiden, aber doch oft entscheidend für den Erfolg. Ein Spruch besagt, du läufst zu langsam wenn dir im Rennen die Geburtstage deiner Verwandten einfallen. In dieser Situation sind dann noch kluge Renn-Entscheidungen erforderlich!

Es gilt z.B. auch eine Trink-Taktik zu bedenken. Viele Läufer bleiben immer noch alle 5 km an der Verpflegungsstation stehen. Auf Nachfrage bekommt man die Antwort: „Na das machen doch alle so“. Hast du dir mal überlegt das dich das jeweils 1-2 Minuten kosten kann? Das Ganze alle 5 km, also 8 mal. Insgesamt 8-16 Minuten! Das kannst du auch im Vorfeld trainieren und dir für das Rennen etwas überlegen.

Neben dem Ausprobieren und Anschauen von großen Rennen habe ich persönlich viel über Taktik in Läufer-Biographien gelernt. Diese habe ich in meiner läuferischen Anfangszeit verschlungen. Sei es Otto Peltzer oder Paavo Nurmi aus den 1920er Jahren, Emil Zátopek aus den 1950ern oder Rob de Castella bzw. Alberto Salazar aus den 1980er Jahren. Die Schilderungen der großen Rennen mit ihrer Taktik haben mich in ihren Bann gezogen. Besonders faszinierend waren die Berichte von unterschiedlichen Läufern über das gleiche Rennen.

Zu diesem Thema ließe sich viel schreiben. Auch Beispiele aus meiner eigenen Erfahrung. Diese würde aber mit Sicherheit den Rahmen sprengen.

In diesem Sinne, nutze noch die Trainingszeit bis zu deinem Marathon oder sonstigem Wettkampfhöhepunkt, lege dir eine realistische zeitliche Taktik zurecht und treffe im Rennverlauf die richtigen Entscheidungen!

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Jens Peters

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